Institute for Digital Business

API Economics – was?!?

April 24, 2020

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Aus dem Unterricht des CAS Digital Insurance mit Dozent Mathias Gläser berichtet Student Marc Bleuler:

Als ich in meinem Umfeld erzählte, das ich einen Blog über API-Ökonomie schreiben darf, hörte ich immer wieder «API – was?!?». Aus diesem Grund versuche ich diesen Beitrag so wenig technisch wie nur möglich zu halten. Ganz ohne Technik wird es jedoch nicht gehen, deshalb zuerst einmal einen kurzen Exkurs zu den Basics.

API in a Nutshell

API oder eben in Englisch Application Programming Interface ist eine standardisierte Programmierschnittstelle, auch Anwendungsschnittstelle zur Programmierung von Anwendungen. Eine solche Schnittstelle bietet über eine klare Definition, Zugriff auf die Ressourcen eines Systems. Dies kann eine Datenbank, eine Hardwarekomponente oder Service im Internet sein. Ich selbst frage z.B. im Rahmen meines SmartHomes für die Beschattung oder Bewässerung einen Wetterdienst im Internet ab.
Dabei ruft ein kleines Skript (in diesem Fall PHP) einen Service auf und übergibt diesem gemäss dessen Spezifikation wie z.B. Ort und Land an einen Schlüssel zur Identifikation oder in welcher Einheit die Daten angezeigt werden sollen.

Ausschnitt; PHP-Skript zur «Wetter Abfrage»

Ausschnitt; PHP-Skript zur «Wetter Abfrage»

Als Antwort erhält das Programm dann ebenfalls in einem genau definierten Format (JSON) eine Antwort. Darin ist z.B. die Temperatur, Luftdruck oder ob der Himmel bewölkt ist oder nicht, zurückgegeben.
Diese Werte können danach weiter verarbeite werden und z.B. dafür verwendet werden das der Sonnenstoren ausgefahren wird wenn die Bedingung «main:Clear» (blauer Himmel) und die Temperatur «temp» höher als 25 C° ist.

Ausschnitt; Antwort von openwathermap.org auf die Abfragen der PHP-Skript

Ausschnitt; Antwort von openwatherman.org auf die Abfragen der PHP-Skript

Das oben beschriebene einfache Beispiel von Openweathermap zeigt eine gratis Variante des API’s welches der Service Providers zur Verfügung stellt. Nebst der kostenfreien, stellt Openweathermap noch diverse kostenpflichte Varianten mit z.B. höherer Genauigkeit oder mehr gleichzeitigen Abfragen zur Verfügung. Es steht also ein klares Geschäftsmodell dahinter, vorhandene, interne Daten gegen eine Gebühr auch ausserhalb des Unternehmens zur Verfügung zu stellen und zu verkaufen.

API Gateway und die Bimodale IT

Da wir nun wissen wie ein einfaches API für einen Wetterdienst aussehen könnte. Stellen wir uns die Frage was, wenn eine Firma viele verschiedene neue und alte Dienste und Daten hat und diese nach aussen propagieren (verkaufen) möchte.
Dafür kommen meistens API Gateways zum Einsatz, über welchen der Kunde seine Requests zentral abhandeln kann. Ein solches API Gateway übernimmt unteranderem folgende Aufgaben:

  • Authentisierung der Kunden (Anwendungen) an einer zentralen Stelle
  • Einhalten von Policies (welcher Kunde darf auf welchen Service wie oft zugreifen)
  • Normalisierung der Anfragen und Übersetzung zwischen Kunde und Microservice
  • Routing der Kundenanfragen an den richtigen Service (gemäss Policy)
  • Verrechnung der Anfragen.

Service Architektur gemäss Microsoft Azure

Service Architektur gemäss Microsoft Azure

Ein API Gateway oder auch «Service Oriented Architecture» (SOA) genannt, zentralisiert, normalisiert und kanalisiert somit alle API-Anfragen, welche auf die Vielzahl Services einer Unternehmung führen und biete sowohl für den Service Provider wie auch für den Kunden Sicherheit und Komfort.
Würde in dem obigen Beispiel kein API Gateway zur Anwendung kommen so müsste jeder der vier Services all diese Tasks selbst übernehmen. Dies würde zu einer massiv höheren Komplexität für den Kunden führen da mit grösster Wahrscheinlichkeit jeder der Service eine eigene API-Spezifikation hätte. Auf der anderen Seite führt es aber auch beim Service Provider zu mehr Aufwand, um die Sicherheit und Verrechnung sicher stellen zu können. Meist sind bestehende und über die Zeit gewachsene Systeme (sogenannte Monolithen) auch schwerfällig und können nur mit hohem finanziellem Aufwand angepasst werden.

Desintermediation

Was ein API ist wusste ich, was aber «Desintermediation» war musste ich erst einmal nachschlagen. Dabei ist der Begriff, wenn man einen Blick auf den Markt wirft, eigentlich selbsterklärend. So haben z.B. Tech-Startups wie UBER, Amazon, Booking.com oder Revolut sukzessive «Intermediäre», also Vermittler, ausgeschalten. Beim Use Case von UBER wurden von heute auf Morgen die Taxi Zentralen, welche in der Vergangenheit den Taxifahrer und den Gast vermittelten, ausgeschalten. Bei Revolut kann der Kunde in irgendeiner Währung bezahlen und bezahlt dafür lediglich den aktuellen Umrechnungskurs und keine zusätzliche Gebühr. Die allgemein bekannten Intermediäre die die, für den Kunden ungünstigen Wechselkurse berechnete und zusätzlich eine Transaktionsgebühr von 1.5% verlangte, wurde durch technische Innovation wegbedingt.

Manche (würden) sagen das dies eine Gefahr ist und ganze Branchen kaputt machen kann. Es zeigt, aber auch dass Prozesse keine reine interne Angelegenheit sind und das Technologie die Strategie treibt. Gleichzeitig wir aus einer lokalen Branche durch den Einsatz von Technik auf einmal ein globales Geschäft. Viele alt angestammte Firmen werden in Zukunft Mühe haben sich dahingehend zu bewegen, sich selbst als intermediär aus dem Prozess zu nehmen um wirkliche Innovation an den Markt zu bringen. Der Kannibalismus Effekt auf bestehende Umsätze und Strukturen ist meist zu gross (Innovator’s Dilemma).

Treiber hinter der API-Ökonomie

API’s existiert schon seit Jahrzehnten wurden jedoch in den letzten rund 20 Jahren gross. Verschiedene Entwicklungen liessen die Vielfältigkeit von API’s jedoch stark anwachsen. Zum einen war das die Einführung der Service orientierten Architektur vor über 15 Jahren sowie die Einführung von Cloud Services in Unternehmen. Ebenso trägt die exponentiell steigende Anzahl von Mobile Geräten und dessen Apps, die Nachfrage nach API’s. Nicht zuletzt wollen immer mehr Unternehmen das «neue Öl» (ihre «Kunden-»Daten) über neue Kanäle an Partner und Kunden entlang der Wertschöpfungskette gewinnbringend verkaufen und API’s bieten sich dafür besonders an.

Erfolgsfaktor bei der End-to-End Wertschöpfungsketten

Die Integration in End-to-End Wertschöpfungsketten ist der Erfolgsfaktor der Zukunft. Für die Kunden, am Beispiel Reise, geht es z.B. nicht nur darum ein Hotel zu buchen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Es geht vielmehr um die ganze Reise. Dies zeigt das Beispiel Booking.com ganz deutlich auf und bietet neben Hotels auch Flüge, Mietwagen, Taxis oder Tips für Sehenswürdigkeiten an. Dabei konzentriert sich Booking.com auf Customer Experience Management, Data Management, Partner-Management, Technologische Integration und Economies of Scale. Die Partner stehen in der Verantwortung das «Produkt» zur vollen Kundenzufriedenheit (Product-Excellence). effizient und kostengünstig anbieten zu können.

Was API’S mit Wertschöpfung zu tun haben

Beim Research zu diesem Artikel bin ich auf die deutsche Firma PASS Consulting Group gestossen. Die Firma bietet eine Einheitliche XML-Schnittstelle für Reisesystem an und die Integration von über 50 Anbietern wie Fluggesellschaften, Mietwagen Firmen, Hotels, oder Bahn an.

SOA Architektur des «Travel XML API» gemäss PASS Consoulting

SOA Architektur des «Travel XML API» gemäss PASS Consoulting

Die API Economy bietet somit neuen Kanäle, um mit Partnern und Kunden Geschäfte zu machen. Unter API Economy kann man auch die Summe aller digitalen Transaktionen zwischen Business Partnern, entlang der Kunden Erlebniskette, verstehen. Die dadurch notwendig entstehen Shifts wie z.B. «from Ego-System to Eco-System» oder «from Closed to Open, Networked Companies» helfen Prozesse einfacher und Kundenerlebnisse besser zu machen.

API’s erlauben End-zu-End Integrationen — Integrationen entfesselt das Potential, Kundenbedürfnisse besser zu befriedigen!

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